Grand Prix Prag 12./13.04.2003 Smirnoff - Schlampen (nur wegen der Alliteration) - Spoilerdecks ein Bericht von Jürgen Wolf

1. Das Vorgeplänkel

(Geplante) Abfahrt in Furth im Wald (endlich wurde ich mal abgeholt) um kurz nach 16 Uhr. Gleich ergab sich das erste Problem: der Mittelgurt ging nicht. Da ich keine Lust hatte unangeschnallt bis Prag zu fahren (ich weiß ja von der B20 wie irre die Kerle fahren) kam erst mal das McGyver-Werkzeug zum Einsatz. So konnten wir (Sebastian, Niki, Tom, Grubi und ich)(etwas verzögert) um halb 5 losfahren.
Nach ca. 4km kam schon der erste wichtige Stop: der Duty Free Shop! Eingedeckt mit Billigsmirnoff (65 Cent die Flasche) und Elephantbeer gings bald weiter. Wir bewunderten die Damen die zahlreich am Straßenrand standen und mit den noch zu fahrenden Kilometern schwanden auch die Getränke. In Pilsen kam es dann beinahe zur Katastrophe - Tom konnte gerade noch eine Bushaltestelle anfahren und Niki konnte sich - keine 5 Meter vom Berufsverkehr entfernt - an einem Baum erleichtern...
In Prag wurde es dann unangenehm. Die Straßennamen und die Nummern der Stadtteile waren ein wenig unübersichtlich. So irrten wir einige(!) Zeit in Prag umher. Und auch hier tat die konsumierte Flüssigkeit ihren Teil. Tom fuhr in Prag den Straßenrand an, damit Niki (schon wieder) und ich uns in einer Seitenstraße verziehen konnten - war wirklich knapp... Die anderen 3 Herren versuchten mittlerweile mit Händen und Füßen (und was weiß ich womit noch ;) von 3 jungen, freundlichen Pragerinnen in Erfahrung zu bringen wo wir denn jetzt hin müssen. Viel brachte es nicht aber wir schafften es schließlich unser Quartier zu erreichen.
Es ist ein Erlebnis eine Pension mit ca. 30 anderen Magic-Spielern zu teilen. Wo man hinkommt Alkohol, 843 Karten Highlanderdecks und tonnenweise Sealedmaterial. Der Abend ging noch lustig weiter (vor allem die Herren Eckenberger und Breit aus Rosenheim verbreiteten eine AUSGEZEICHNETE Laune) mit Sealed Deck und Wein...
Am nächsten Morgen hieß es wieder "Such die Location". Und auch hier schafften wir es mit den Rosenheimern hinzufinden (zwar nicht schnell aber uneffektiv ;).
Die Location sah von außen recht beeindruckend aus. Und was stand davor? Ein silberner Audi mit Chamer Nummer. Direkt davor!!! Also war der Benji auch schon da (und mit ihm Carlo Mazzurco).
Dank der 950 Teinehmer mußten wir erst mal eine schöne Zeit in der Schlange verbringen. Außerdem gings um 12 erst los. Die kulinarische Versorgung war vom Feinsten: Leckere(?) Weißbrote die liebevoll in wunderschöne Folie eingeschweißt waren. Belegt mit 2 Scheiben Schinken und 8cm Käse. Darin eine schmackhafte Remouladensoße, die genauso gleichmäßig im Brot verteilt war wie der Reichtum in der Welt (jetzt wird's gesellschaftskritisch...). Ich sehnte mich wirklich nach einem McD. Ich hoffte wenigstens was gutes aufzumachen...

2. Das Deck

OMG! Ich kam nach durchsehen und durchsortieren meiner Karten zu einer (bei mir) in diesem Block nie dagewesenen Farbkombo. Weiß-Rot mit Splash Blau.
Und jetzt erst mal eine Geschichte vorneweg: Da es am Fr ziemlich spät wurde und wir nicht nur Limo tranken, war ich noch ein wenig durch den Wind. Ich entschied mich dafür noch ein 19. Land zu spielen, da ich 2 Gustcloak Harrier (war scheinbar ein Foil drin) und einen Stoic Champion hatte und daher auf keinen Fall im frühen Spiel ein Screw auf Weiß haben wollte (hatte auch noch Daru Encampment und das bringt halt nur farblos). Dieses 19.Land stellte sich im Nachhinein als SEHR gut heraus, da (und jetzt kommts) ich in meinem benebelten Zustand auf 26 Spells eingegrenzt hatte und der Meinung war ich müsse nur 2 davon noch wegnehmen :P. Irgendwie bemerkte ich erst beim ersten Pileshufle bei dem ich mitzählte, daß ich 43 Karten spielte (kann ja mal passieren). Aber ich hab ganz stabil aufgemacht, so daß sich das nicht negativ bemerkbar machte.
Hier isses:

8 x Plains
6 x Mountain
1 x Forgotten Cave
3 x Island
1 x Daru Encampment

2 x Gustcloak Harrier
Gempalm Avenger
Gravel Slinger
Grassland Crusader
Swooping Talon
Stoic Champion
2 x Deftblade Elite (absoluter MVP)
Starlight Invoker
Sparksmith
Skirk Marauder
Flamewave Invoker
Warbreak Trumpeter
Goblin Grappler
Lavaborn Muse (AUA)
Tephraderm (AUA 2)
Shaleskin Plower
Avarax
Crown of Fury
Wave of Indifference
2 x Mistform Seaswift
Covert Operative

Sah ganz stabil aus und war es auch. Zu den einzelnen Spielen kann ich leider nicht mehr so viel sagen. Ich hab mir die ersten 2 Spiele noch Notizen gemacht, aber habs dann (wie immer) bleibenlassen. Die Ergebnisse:
Runde 1: Jakub Urubek (CZE) 2-1
Runde 2: Urs Schlatter (SUI) 2-0
Runde 3: Ondrej Stanek (CZE) 2-0
Runde 4: Jos Schreurs (NED) 2-1
Runde 5: Arjan van Leeuwen (NED) 0-2
Runde 6: Thomas Rosholm (SWE) 2-0
Runde 7: Benjamin Ribbeck (DEU) 2-1
Runde 8: Paul Wache (DEU) 2-1
Runde 9: Thomas Gundersen (NOR) 0-0

7-1-1; Platz 38 und Tag 2. Meine Erwartungen waren schon absolut übertroffen worden. Ich dachte zu Beginn eigentlich mehr an 5-4... (was fürs Rating tun). Es war echt schade daß Sebastian Eckl es (extrem unglücklich) nicht schaffte. Verdient hätte er es allemal gehabt.

Einzelne Dinge sind mir schon im Gedächtnis geblieben. Z.B. Deftblade Elite mit Crown und Sparksmith mit 2. Goblin im Spiel. Das klappte auch mehr als einmal. Oder Böse (oder waren es schockierte?) Blicke des Gegners bei Turn 1 Elite, Turn 2 Sparksmith, Turn 3 Harrier, Turn 4 Seaswift und Turn 5 Tephraderm. In Runde 3 gabs übrigens Deck-Check. Die Judges kamen gute 20 Minuten nicht mehr. Ich dachte schon die haben sich die Rares gezogen und sich nach Chile abgesetzt. Mein Gegner war allerdings ein wenig nervös. Als sie dann kamen beanstandeten sie meine (neuen) Sleeves. Angeblich waren 2 kleine Kratzer drin. Ich durfte (mußte) also austüten (gut daß mein Sleeve-Dealer da war ;). Meinen Gegner nahmen sie mit und es dauerte nochmal 10 Min bis wieder ein Judge kam. Er trug meinem Gegner einen Matchloss wegen markierter Karten ein. Am übelsten war jedoch ein gecycelter Avenger, der den Gegner 4 angreifende Beasts kostete und mich wirklich nix. Wie gesagt, so zufrieden war ich noch nie mit einem Sealed Deck.
Kaputt gings zurück ins Quartier. Problem war nur daß wir nicht für die 2. Nacht gebucht hatten. Allerdings wurden wir sehr freundlich aufgenommen (Danke Cliff). Der Schlaf war nur nicht besonders erholsam, da wir doch zu zweit im Bett waren (nein es war keine der Damen die den Straßenrand säumten!!!).
Nach ganzen 2,5 Stunden Schlaf gings weiter mit:

3. Tag 2

Der erste Draft war einfach nur daneben. Bei uns am Tisch gabs ne DQ wegen Spicken und ich hatte keinen Plan was ich mit meinem Pool spielen sollte. Ich ging gleich auf weiß, weil in meinem ersten Booster außer Pazifismus wirklich nichts war. Ein paar Soldiers gesellten sich hinzu, und mein Mut einen Daru Cavalier zu draften wurde belohnt, da noch 2 nachkamen. Als 2. Farbe ging ich dann auf Rot, als ich einen Sparksmith geschoben bekam. Der Catapult Master war unbrauchbar, weil ich insgesamt nur 5 Soldiers hatte (is a bissl zu dreist wenn man ihn da spielt).
Heraus kam folgendes:

10 x Plains
8 x Mountain

Wall of Hope
3 x Daru Cavalier
Gravel Slinger
Daru Mender
Battlefield Medic
Daru Healer
Daunting Defender
Aven Redeemer
Whipgrass Entangler
Anchestors Prophet (zwar auch nur 7 Clerics, aber 1/5 war genau richtig für dieses Deck)
2 x Pacifism
Sandskin
Sigil of the New Dawn
Crested Craghorn
Goblin Taskmaster
Sparksmith
2 x Goblin Dynamo (!)
Searing Flesh

Was für ein Pile!!! Ich sah mit diesem Deck nur eine Möglichkeit: Dichtmachen und mit Dynamo und Flesh irgendwann mal Schaden machen. Diese Taktik ging halbwegs auf und ich ging immerhin 1-1-1. Auch wenn man 6 Runden eigentlich nix macht (4 - 5 Schaden halt) ist der Gegner doch beeindruckt wenn es heißt: Turn 7 Dynamo, Turn 8 Flesh, Turn 9 Dynamo Sac und Tot.
Im Einzelnen:
Runde 10: Stefan Jedlicka (AUT - der spätere Sieger) 1-2
Runde 11: Aleksander Hajnisz (POL) 2-0
Runde 12: Sebastian Herbstreuth (DEU) 1-1

Beim 2. Draft hatte ich dann das Vergnügen mit Mark Ziegner und David Brucker am Tisch zu sitzen ("Omg, was mach ich hier?")
Ich dachte mir vorher, daß ich an diesem Wochenende noch nicht grün gespielt habe, was aber von meinen Nachbarn auch diesmal unterbunden wurde. Mein first pick in Booster 1 war ein Gluttonous Zombie, sonst war wieder mal nix drin. Ich bekam dann einen Pinpoint Avalance geschoben und ging damit auf B-R. Und Schwarz war so eine gute Entscheidung. Ich wurde von guten Zombies erschlagen. Als ich dann bei Booster 2 auch noch einen Sparksmith aufmachte war ich schon ganz zufrieden. Bei Legions machte ich einen Skinthinner auf was auch nicht unangenehm war. Und dann kam der Kulturschock: ich bekam als 5. oder 6. Pick (weiß es wirklich nimmer genau) einen BANE OF THE LIVING!!! Ich mußte erst mal aufpassen die Karten nicht fallen zu lassen. Ich hatte nicht vor ihn eine Runde gehen zu lassen und schlug zu. Heraus kam folgendes Kunstwerk:

9 x Swamp
8 x Mountain
1 x Goblin Burrows

Bane of the Living
Shepherd of Rot
Skinthinner
Thashing Mudspawn
Corpse Harvester
Spined Basher
Haunted Cadaver
2 x Smokespew Invoker
Gluttonous Zombie
Severed Legion
Goblin Sledder
2 x Goblin Grappler
Skirg Commando
Goblin Dynamo (schon wieder)
Sparksmith (auch schon wieder)
Frenetic Raptor (gegen grün einfach ein Traum)
Avarax
Crown of Fury
Pinpoint Avalanche
Chain of Plasma
Wave of Indifference

Und das Deck ging ab wie Luzi. Sebastian Herbstreuth hat es ja in seinem Bericht schon geschrieben. Turn 1 Grappler, Turn 2 Sparksmith, Turn 3 Morph und Turn 4 Crown auf Grappler. Der Bane tat auch seinen Teil. Allerdings machte es sich bemerkbar, daß ich kaum geschlafen hatte. Ich wollte gegen Mark Ziegner mit einem Frenetic Raptor blocken (sorry Mark, echt keine Absicht). Aber das Deck steuerte mich solide durch die Runden. Die Ergebnisse:

Runde 13: Sebastian Herbstreuth (DEU) 2-1
Runde 14: Tomas Klimes (CZE) 2-1
Runde 15: Mark Ziegner (DEU) 2-1

11-2-2 nach 2 Tagen. Platz 11 von 950 Teilnehmern und Platz 2 in der Rookiewertung (schade daß der Herr Birner in Runde 15 Dirk Barberowski schlagen konnte und damit den ersten Rookie Platz hielt).
Aber ich war überglücklich über mein Ergebnis, da ich überhaupt nicht mit so was gerechnet hatte. Gekommen bin ich um 5-4 zu gehen. Zum 2. Tag ging ich um 250$ Amateurgeld abzugreifen. Daß es so laufen würde glaubte ich nun wirklich nicht. Der 2. Draft war halt ganz einfach das Entscheidende - die Farbwahl war absolut richtig.
Ich war froh noch an diesem Abend heimzukommen und endlich wieder richtig zu essen. Die Heimfahrt war genauso fröhlich wie die Hinfahrt aber bei weitem nicht so feucht. Wir bewunderten wieder die freundlichen Damen am Straßenrand (ließen sie aber dort) und kamen nach gut 54 Stunden in einer "Magic-Zeitblase" wieder nach Hause.

ENDE (nicht ganz)

Zum Schluß noch Tip an Grubi: Beim Einsteigen ins Auto die Finger aus der Tür ;) (is ja zum Glück nix passiert).

Tja, danke Jürgen für diese bewegenden Worte.....

Auch von mir noch mal: Gratulation!
Du bist der erste Treetoper, der "im Geld war", hast einen hervorragenden GP gespielt, als bester Deutscher abgeschnitten und zahlreiche große internationale Namen hinter dir gelassen. Leider war es mir aus zeitlichen Gründen nicht vergönnt, live dabei zu sein und so mußte ich mit der Net-Coverage des "Sideboard" vorlieb nehmen. Nach den ersten Runden hatte ich ja Sebastian auf meiner Hitliste für den zweiten Tag, aber es leider nicht gereicht. Umso größer war die Freude, in den Standings den Eintrag weiter oben zu finden:"38 - Wolf, Jürgen (DEU)".
Am Sonntag war ich nicht mehr so aktuell informiert - es erreichte mich allerdings eine SMS von Sebastian: "wenn der wolf noch mal gewinnt, dann gibts $1500 und ein ticket für yokohama". Glaubt's mir, ich war fertig.....
Nach Ende der letzten Runde, mittlerweile war ich wieder daheim und im Netz (ich glaub ich hab 2000mal auf "Aktualisieren" geklickt), stellte ich fest, daß die Coverage nicht sooooo aktuell war.
Daraufhin versuchte ich Sebastian am Handy zu erreichen, was nicht perfekt klappte - er hörte mich, aber ich nix (nicht mal das Klingeln...) (tja, Konferenzschaltungen via Portugal, Belgien, Norwegen, Finnland, Polen, Tschechien sind halt nicht das wahre....Achtung: Insider *G).
Erreicht hab' ich die "Fahrgemeinschaft" dann irgendwo zwischen Prag und Pilsen, woraufhin wir eine kleine Feier direkt nach der Rückfahrt vereinbarten.
Hier wurde Jürgen ausgiebig beglückwünscht (auch wenn die Geruchsatmosphäre sagen wir mal "gespannt" war...) und auch die Wunden der anderen begutachtet. Wie sagte Sebastian so schön: "Erzählungen von Magic-Partien sind wie die Narben von Veteranen - sie werden immer wieder vorgekramt..:" Das will ich mal so stehen lassen.....
So, zum Schluß nochmal Glückwunsch an alle Treetoper: Ihr habt euch gut geschlagen!

Michael

Hier die Platzierungen der Spieler der "Treetop-Village-People Cham"

11. Jürgen Wolf
85. Benjamin Frank
95. Sebastian Eckl
124. Thomas Over
631. Niki Mölders

Hier ein Link zur Coverage des Sideboard

Zitate aus der "weiten Welt" zum GP Prag:

"...Diese Stadt besteht ausschließlich aus Einbahnstraßen, gelegentlichen Sackgassen und Menschen, die höchstens zwei Brocken Deutsch oder Englisch sprechen (ein Prager Kosmopolit spricht jeweils einen)...." (Tobias Henke auf www.planetmtg.de)

"...hab ich dann gegen meinen Gegner aus Runde 13 spielen dürfen, der mir mit einem völlig kranken Rot-schwarzen Deck wirklich den Hintern versohlt hat. Turn 1: Grappler, Turn2: Sparksmith, Turn 3: Morph, Turn 4: Crown of Fury of Grappler. Gegen solche Tricks konnte ich dann nicht kämpfen. Das zweite Spiel gewinnt 4th Turn Vegetation, 5th Turn Imperial Hellkite. Im dritten Spiel zeigt er mir halt irgendwann noch seinen Bane of the Living und der gewinnt halt mal so." (Sebastian Herbsreuth auf www.planetmtg.de über Jürgen)

"Genau, ab nach Japan mit dir! Zu den Sleeves vielleicht noch eine Erklärung (auch wenn ich die nicht gesehen habe, ist eher so aus allgemeiner Erfahrung): Sleeves sind manchmal schon markiert wenn sie aus der Packung kommen - produktionsfehler eben, besonders beliebt bei Ultra Pro. Ich kann dir garantieren, würden die Judges solche Markierungen durchgehen lassen nur weil die Hüllen neu sind und die Markierung an sich klar ein Produktionsfehler ist, würden massenweise schwammige Gestalten hervorgekrochen kommen um das auszunutzen.
Man kann sich eben nicht drauf verlassen, dass neue Hüllen automatisch ok sind, da sollte man immer selber nachgucken oder einen Judge bitten, die Sleeves zu checken." (Justus Rönnau als Antwort auf Jürgens Bericht)

"Prag scheint eine beliebte Stadt zu sein. Prag scheint sogar eine sehr beliebte Stadt zu sein. Prag scheint gerade bei Magicspieleren extremst beliebte Stadt zu sein. Prag versammelte am 12./13. April 2003 950(!!!!) Spieler zum größten europäischen Grand Prix...." (www.austrian-magic.at)